Um mal wieder über den schwarz-gelben Tellerrand zu schauen, hier eine Betrachtung des neuen, "weiblichen" Fanmagazins des Hauptstadtclubs, Hertha BSC Berlin. Das Posting sollte jedoch
punktuell nicht allzu ernst genommen werden
Endlich gibt es das, worauf die Berliner Fußballwelt gewartet hat, die „Herthafreundin“ ist da – das erste Online-Fanmagazin „von Frauen für Frauen“. Themen die überwiegend andere Geschlecht interessieren werden nicht länger vernachlässigt. Neben Gesichtscremes zum Fußballgucken und Tipps zum modischen Outfitten, geht es natürlich auch darum, die attraktiven Körper der Nachwuchsstars zu vermarkten.
Kein Zufall, die Berliner zeigten sich schon von Beginn an als die ersten wahren
Frauenversteher der Liga. Hertha ist ein wunderschöner traditioneller deutscher Frauenname. Damals, im vorletzten Jahrhundert wurde sie auf einem Schiff namens Hertha geboren und da sie der Legende folgend im Suff gezeugt wurde, fiel den Machern mangels Kreativität nichts anderes ein, als kurzerhand den Namen des Schiffes für ihren Fußballverein zu übernehmen.
"Hertha BSC Berlin“ - solch eine Namenskombination geht wohl nur in Deutschland. Man stelle sich mal vor, es gäbe so Vereine wie
Aishe Istanbul,
Maria Milano oder
Elisabeth LFC London, mit einem breiten Grinsen der Damenwelt käme wohl der letzte Hort der Männlichkeit ins Wanken.
Mit solchen Namen kann man vielleicht Mode- oder Kosmetikmarken kreieren, aber Fußball ?
Anders in Berlin, aus dieser besonderen Tugend ein neues Zielgruppenmarketing zu entwickeln, war zwar nur ein kleiner Schritt für die Menschheit, jedoch ein großer für den Fußball. Endlich werden sie angesprochen, die wahren Bedürfnisse der Fußballkonsumentinnen.
Es ist ja unstrittig, dass es Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Fans gibt. Vielleicht stimmt es sogar, dass eine Frau vor dem Besuch des Stadions eher Probleme mit der Wahl der passenden Gesichtscreme hat, als ein Mann. Aber dass ein Fußballverein sich jetzt für seine weiblichen Fans darüber Gedanken macht, das ist einzigartig.
Und damit passierte das Unfassbare, eine Promenadenmischung aus der nach eigenen Behauptungen besten Sport-Webseite Deutschlands und einer Frauenzeitschrift war geboren: „Die Herthafreundin“.
Grundlegende Problemstellung : Warum schaut Frau nicht einfach Fußball ?
Ist doch klar, sollte man meinen, weil sich hier niemand über Gesichtscremes, über Schuhkauf und über die durchtrainierten Tattoo-Bodys der schokoladenbraunen Traumprinzen unterhält. Solche Themen sind bei den männlichen Fans vollends tabu, deshalb wohl auch selten auf den Websites um Thema Fußball zu finden. Stattdessen schreiben dort Männer über Viererketten, Strafraumbeherrschung, Abseitsfallen und andere der Damenwelt meist unverständliche Dinge.
Da muss dann schon Vera (am Mittag) Int Veen daher kommen, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Frauen keine Ahnung vom Fußball hätten. Immerhin versucht sie es, mit einem Schuhkauf-Vergleich auf charmante Art die Abseitsregel zu erklären. Sehr hurmorvoll, doch leider verschweigt sie dabei, dass diese Geschichte aus einem Progarmm von Mario Barth stammt und somit von einem Mann.
Trotzdem bin ich natürlich sind gespannt, wie es weitergeht und wie sie unter der Rubrik „Die Regel des Monats“ andere Geheimnisse des Lebens dem Rest der Welt zur Kenntnis bringt
Ansonsten heißt das Motto „Von Frauen für Frauen“ und die Redaktion macht den Eindruck, als gehe es vor allem darum, die Themen der beliebten Frauenzeitschriften
Brigitte oder eben
Freundin auf den Fußballkonsum zu übertragen. Was das noch mit Fußball zu tun haben soll, das bleibt allen „von Fans für Fans“ – Redakteuren verborgen, erst recht vor dem Hintergrund, dass auch eine Fanzine, die sich wirklich mit Fußball beschäftigt, den Frauen ja nicht verschlossen bleiben sollte.
Aber in der heutigen Zeit ist der Fußball ohnehin nur noch Teil einer allumfassenden Medienschlacht, in der keine Zielgruppe in ihren Konsumbedürfnissen übersehen werden darf – egal wie wenig sie eigentlich mit Fußball zu tun hat.
Jetzt kommt also Hertha daher und versteht plötzlich die Frauen. Auch das könnte mir eigentlich egal sein, wenn da nicht dieses ungute Gefühl aufkäme, dass es dabei nicht bleibt. Droht das Schicksal der Hertha vielleicht auch meiner Borussia? Eine durchaus ernst gemeinte Frage - denn wir haben mit ihr weit mehr gemeinsam, als nur den Platz in Bundesliga.
Schön dass es sie gibt, eigentlich finden wir sie ja gut, die Hertha. Nicht, dass wir eine besondere Beziehung zur Berliner Fußballkultur entwickelt hätten, aber tief im Innern des gemeinen Hertha-Fans gibt es eine Gemeinsamkeit die uns alle verbindet: Diese abgrundtiefe Abneigung gegen das
blaue Pack, welches noch etwas weiter westlich von uns haust
Das macht uns doch den Hauptstadtverein gleich irgendwie sympathisch, auch wenn es nicht unbedingt für die ganz dicken Fanfreundschaften reicht – aber die Feinde unserer Feinde können so schlecht nicht sein. Mit dieser Attitüde ist nicht zuletzt schon der CIA in den letzten dreißig Jahren gefahren
Nun gibt es aber durchaus noch eine weitere, in diesem Fall noch viel wichtigere Verbindung.
Wem dazu nichts einfällt, der wundert sich auch nicht, dass sowohl der BVB als auch Hertha-BSC zur Zeit von einer Event-Peinlichkeit in die nächste rennen. Und dass das so ist, ist kein Zufall, der Vermarkter beider Vereine ist nämlich der gleiche:
SportFive – Ex-UFA-Ableger
Die haben’s drauf und wissen einfach, wie man das unterste Niveau der Unterhaltung gewinnbringend unters Volk bringt, hat man doch gemeinsame Wurzeln über Bertelsmann mit dem supitollen DSDS–Sender RTL. Und so wie Bohlen dort
ganz Deutschland zur Prime-Time für dumm verkaufen darf, indem er den Zuschauern ihre SMS oder Telefonstimme 50 Centweise aus der Tasche zieht, so treibt es SportFive mit den Fußballfans. Das wahre Fußballglück darf sich nach deren Vorstellung erst einstellen, wenn jeder Cent abgegrast ist, jede Minute der Aufmerksamkeit vermarktet ist.
Gelernt ist gelernt,
business as usual, wie der Neudeutsche zu sagen pflegt oder wer’s traditioneller mag, die altsprachliche Variante des Lateiners:
Pekunia non olet – auch dann nicht, wenn es um die Regel des Monats geht
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst ein Urteil zu bilden, besuche
http://www.herthafreundin.de/index.php?id=16221Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit, die Diskussion ist wie immer offen