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Dieses Thema hat 60 Antworten
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 Zeitgeschehen
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Perry Rhodan Offline




Beiträge: 2.917

14.03.2007 17:41
Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

(Zur Erklärung dieses Threads:)

Liebe Forumsmitglieder und Leser,

die Idee zum diesem Thread spukt mir bereits seit einigen Wochen im Kopf herum...
Durch etliche, teilweise in anderen Threads angestoßene Diskussionen, habe ich begonnen, mich für die Wurzeln und Herkünfte heute noch gebräuchlicher, bzw. praktizierter Feste, Feiertage, Ortsbezeichungen, Gewohnheiten, usw. zu interessieren und mich Internet- und Literaturtechnisch ein wenig damit befasst. Es sind teilweise abenteuerliche und höchst erstaunliche Erkenntnisse dabei zu Tage getreten, die ich von Zeit zu Zeit mal hier posten und ggf. kommentieren oder zur Diskussion stellen möchte.

Ich hoffe auf des Meisters Zustimmung und wünsche allseits viel Spaß beim Lesen, diskutieren und Austauschen

Der Perry...


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Perry Rhodan Offline




Beiträge: 2.917

14.03.2007 17:52
#2 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten
Beginnen möchte ich mit diesem Posting - da Ostern in nicht allzu weiter Ferne liegt, hier mal zwei, drei Anmerkungen zu diesem - vermeintlich urchristlichen - Fest der Auferstehung Jesu - und insbesondere zur Herkunft des Osterhasen - es ist kaum zu glauben, was sich da allea auftut, aber lest mal selbst

Zu Ostern feiern die Christen die Auferstehung Jesu Christi vom Tod. Diese geschah nach urchristlicher Glaubensüberzeugung (vgl. im Neuen Testament) „am dritten Tag“ nach seinem Tod, wobei der Todestag als erster Tag zählte: also an dem Karfreitag folgenden Ostersonntag.
Ostern ist das wichtigste Fest der meisten Christen, das die Freude über den endgültigen Sieg des Sohnes Gottes über Tod und ewige Verdammnis ausdrückt. Nach dem Verständnis einer Minderheit unter den Protestanten ist jedoch der Karfreitag der höchste christliche Feiertag, da schon der Tod Jesu Christi, nicht erst seine Auferstehung, die Menschheit von der Erbsünde erlöst habe.
Ob die Bezeichnung des Festes, die zu Ostern praktizierten Bräuche und die verwendeten Symbole vorchristliche Ursprünge haben, ist umstritten. Es dürfte allerdings auch vielen Verteidigern rein christlicher Ursprünge nicht immer klar sein, dass heute zentrale Symbole wie der Osterhase sich nur ein paar Jahrhunderte in die Vergangeheit zurückverfolgen lassen, ja, in Deutschland erst im 20. Jahrhundert überhaupt flächendeckend üblich geworden sind - das alleine finde ich schon ziemlich außergewöhnlich. Der Osterhase ist nämlich historisch keineswegs der einzige Überbringer der Ostereier. In der Schweiz diente der Kuckuck als Eierlieferant. In Teilen von Westfalen und Hessen hat der Fuchs, in Thüringen der Hahn diese Aufgabe übernommen.
Der Osterhase wird zum ersten Mal vom Medizinprofessor Georg Franck von Frankenau im Jahr 1682 (andere Quelle: 1678) in seiner (medizinischen) Abhandlung "De ovis paschalibus – von Oster-Eiern" erwähnt. Er schildert den Brauch für die Region des Elsass und der angrenzenden Gebiete und ergeht sich über die negativen gesundheitlichen Folgen, die der übermäßige Verzehr dieser Eier mit sich bringe.
Die Ursprünge der Verbindung des Hasen mit Ostern – und vor allem mit der Eierherstellung – sind jedoch unklar. Folgende Hypothesen stehen im Raum, die aber allesamt noch nicht wirklich stichhaltig sind:
1).
Immer noch gerne debattiert ist die etymologische Verwandtschaft des Wortes "Ostern" (das gleichwohl sicher über mittelhochdeutsch "ôstern", althochdeutsch "ôstarâ" vom germanischen "austro" = Osten? herrührt), mit einer nicht sicher nachgewiesenen angelsächsischen Frühlingsgöttin Eostre bzw. dem germanischen Äquivalent Ostara und ebenfalls der germanischen Erdgöttin Holda, deren Symbol Hase und Ei sind. Auch die griechische Fruchtbarkeitsgöttin Aphrodite hat den Hasen als Zeichen.
2.)
Das Osterfest basiert auf dem Mondkalender, der erste Vollmond nach Frühlingsanfang markiert diesen Termin, der darauf folgende Sonntag ist der Ostersonntag. Der Mond wird durch den Hasen symbolisiert, auch unser Märchen vom Hasen und dem Igel basiert hierauf. Man kann im Bild des Vollmondes auch tatsächlich, mit etwas Phantasie, einen Hasen erkennen, in unseren Breiten liegt er schräg auf dem Kopf. Der Zusammenhang mit den Eiern bzw. der Göttin der Fruchtbarkeit, s. vorheriger Absatz.
3.)
Christliches Symbol des Osterfestes ist das Lamm. Der Osterhase könnte von einem mehr als schlecht gezeichneten Schaf bzw. einem "verbackenen" Osterlamm herstammen. Dies erklärt zwar den Hasen, aber nicht den Grund, warum er die Eier bringt.
4.)
Das protestantische städtische Bürgertum entwickelte ab etwa 1700 den Brauch des Ostereiersuchens. Oft erwähnt wird die Möglichkeit einer "städtischen" Entwicklung des Osterhasens als Erklärung für die Kinder, wo die Eier herkämen. Bauernkinder hätten eine solche Geschichte nicht geglaubt. Bei näherem Hinsehen erweist sich das jedoch als wenig stichhaltig - ein Stadtkind des 18. Jahrhunderts dürfte sehr wohl mit Hasen und Hennen vertraut gewesen sein. Dass der Osterhase eine protestantische Erfindung sei, wird dadurch erklärt, dass sich in katholischen Gegenden durch die Fastenzeit zu Ostern ein großer Bestand an Eiern angehäuft hat. Da Protestanten ihre Kinder nicht mit dem katholischen Brauch des Fastens bekannt machen wollten, haben sie zur Erklärung dieses Phänomens den Osterhasen erfunden.
5.)
Einige frühe bemalte Ostereier zeigen das Dreihasenbild - eine Darstellung von drei Hasen mit lediglich drei Ohren insgesamt, bei denen aufgrund der "Doppelverwendung" von Ohren dennoch jeder Hase zwei Ohren hat; dies ist heute ein bekanntes Symbol für die Dreieinigkeit (die ursprüngliche Bedeutung ist unklar). Eventuell könnte man von dieser Darstellung auf den Hasen als Eierlieferant gekommen sein.
6.)
An einer Stelle der Bibel, dem Psalm 104,18 wird in älteren Übersetzungen von "Hasen" gesprochen (in neueren Ausgaben jedoch von "Klippdachsen"). Grund dafür war ein Übersetzungsfehler in Sprüche 30,26. In griechischer Übersetzung hiess es dort: "Hasen - ein schwaches Volk; dennoch baut es sein Haus in den Felsen." Im hebräischen Originaltext war von Klippdachs die Rede, aus dem der Übersetzer Onkelos im 2. Jahrhundert kurzerhand einen Springhasen gemacht hat. Die frühen kirchlichen Übersetzer verwandelten ihn dann in einen Hasen.
7.)
In Byzanz war der Hase aus bisher noch nicht eindeutig belegten Gründen das Symbol für Jesus Christus.
8.)
Eine Überlieferung besagt, dass ein Schuldner, der seinem Gläubiger alles zurückzahlen konnte, einem Hasen gleicht, der nun nicht mehr von den Hunden gehetzt würde. Wobei mit Schuldnern diejenigen Bauern gemeint waren, die ihren Lehnsherren meist am Gründonnerstag Abgaben, beispielsweise in Form von Naturalien, meist Eiern, leisten mussten.

Man stelle sich mal vor, welche Konsequenz es hätte, wenn vielen strenggläubigen Christen, Moslems, Juden, usw. all' diese Tatsachen bekannt wären - ich glaube, der Osterhase hätte in einigen Familien schnell ausgedient
Sehr interessant übrigens die Sichtweise der Zeugen Jehova's, die Ostern als einziges Fest überhaupt feiern! Kein Weihnachten, keine Geburtstage, keine Namenstage...

So, ich forsche jetzt noch ein wenig weiter zum allgemeinen Thema Ostern und hoffe, mein erstes Posting hat Euer Interesse ein bißchen geweckt...

Es grüßt in die Runde...
...der Perry



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Talwur Offline




Beiträge: 3.736

14.03.2007 18:57
#3 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Schöner Thread......, da bin ich mal gespannt.

Hmh, ich kenn zwar den Osterhasen, ich persönlich bringe ihn allerdings mit den christlichen Hintergründen des Osterfest nicht in Verbindung. Ebenso wenig wie den Weihnachtsmann mit Weihnachten.....

carmio Offline

Erzmagus


Beiträge: 688

15.03.2007 08:43
#4 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Vielen Dank Perry! Bitte mehr davon. Ich bin begeistert.


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Nur was man nicht verzweifelt sucht, kann man finden.

ophelia Offline




Beiträge: 252

15.03.2007 08:47
#5 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Oh ha, da ist er ja, der Tread, der quasi von mir auch schon mehrfach eingefordert wurde. Ich wäre damit allerdings technisch überfordert gewesen, daher Danke, dass sich da jemand an das Thema erinnert hat.

Ostern wäre ja jetzt auch vom Zeitablauf mein nächstes Thema diesbezüglich gewesen. Aber der Perry hat ja schon ganz viel von dem vorweggenommen, was ich dazu hätte sagen können.
Im jahrekreislauf kommt dieses Fest nach dem von mir ja schon ausführlich beschriebenen Imbolc (1.2.). Dr heidnische Jahreskreis besteht übrigens aus 8 Festen, so dass ihr euch noch auf einige Postings daz freuen dürft, fals Interesse besteht.

Mir bleibt noch einiges wenige zu ergänzen:

Als erstes und wichtigstes der Hintergrund, warum überhaupt dieses Fest zu dieser Zeit. Wir Heiden nennen das Fest zum Frühlingsäquinoctium (Tag-und Nachtgleiche) "Ostara" zumindest hier im Sprachraum in Anlehnung an die germanische Göttin gleichen Namens (auch wenn die nicht hundertprozentig belegbar ist, so ist es Ihre Hauptgestalt als Holle, Hulda, Berchta aber sicherlich), deren Symbol der Hase und das Ei sind. - Ich habe da sso meine persönlichen Erfahrungen mit der Dame, was mir einen echten Heeper auf Möhren eingebracht hat, also glaubt ruhig an den "Hasen" den gibt es wirklich -
Beide Symbole (Hasen, Ei) werden mit Fruchtbarkeit und Wachstum verbunden und genau das ist das Thema dieses Festes, das wieder erwachen des Wachstums und der Fruchtbarkeit nach der Winterpause. Alle beginnt zu grünen und zu spriessen und neues Leben wird geschaffen (bei den Tieren werden jetz zumeist die Jungen geboren, allen voran Lämmer, die deshalb mit diesem Fest in Verbindung stehen; aber eben auch Hasen, die ja bekanntlich wie wild "Rammeln" gerade im Frhling).
Das tauschen von Eiern, vornehmlich in roter Farbe (die Farbe des Lebens und der Fruchtbarkeit) gibt es sowohl heir im germanischen Kulturkreis als Zeichen der Fruchtbarkeit, als auch im chinesischen bei denen zum Neujahrsfest (so etwas Mitte/Ende Februar). Der Dreigeteilte Hase (auf dem berühmten gemalten Ei)symbolisiert im wesentlichen nicht den Christus, sondern ursprünglich die dreigeteilte Göttin (Alte, Mittlere und Weise), wie sie in vielen Mythologien aus ganz alter Zeit ebenfalls auftaucht und die Dreiteilung eines gottes/einer Göttin nicht eine chrisliche Erfindung ist.
Die Christen (und ich meine das jetzt mal nicht abwertend) haben genau wie zu JUL (Weihnachten) einfach den bereits im heidnischen Kalender vorhandenen Festtag und die zugehörigen Bräuche umgewidmet, um die Menaschen stärker an ihren neuen Glauben zu binden. Sei haben schnell bemerkt, dass sie die alten Rituale und Bräuche nicht völlig aus den köpfen der Menschen löschen können und so habe sie sie einfach integriert, um die Menschen an sich zu binden. völli legitim, wenn man solche missionarischen Absichten hat, wie die Christen. Ich bin Ihnen fast dankbar dafür, denn mancher BRauch wäre siónst nicht bis heute erhalten geblieben.
Man bedenke übrigens schon die Berechnung des Osterfestes, was jedes Jahr am ersten Frühlingsvollmond (sprich am ersten Vollmond nach der Tag-und Nachtgleiche) statfindet. Das Berechnen von Festen nach dem Mondkalender ist uralt und eben "heidnisch", das haben unsere Vorfahren seit Jahrtausenden so gemacht, lange, ehe die Christen kamen. Eine echte christliche Berechnung hätte sich auf die Sonne stützen müssen, als Symbol für männlich dominierte religiöse Kulte, ber da haben die Urchristen einen Fehler gemacht, den sie seit 2000 Jahren mit sich rumschlepen (sorry, das war etwas sarkastisch, ich möchte damit keinem Christen persönlich zu nahe Treten).
Der Brauch mit dem Feuer zu Ostern ist ebenfalls sehr alt. Zu allen 4 Sonnwendfesten im Jahr wurden traditionell immer Feuer entzündet und Strohräder verbrannt. Zu ostara eben alles alte Stroh und übriggebleibene aus dem Winter, was wegen einen durchaus wahrscheinlichen Belastung mit Keimen eben zu diesem Anlass verbrannt wurde um die Ställe zu reinigen.
Hier haben die Christen dieses Feuer zu Ostern (welches in der christlichen Tradition das einzige imJahr ist) vermischt mit den Braüchen von Freizügigkeit und "Wolust" zu Beltane (30.4.) und dem ganzen damit einen weit harmloseren Rahmen gegeben, um die Freizügigkeiten zu reduzieren. ganz habensie es ja nicht geschafft, den die Menschen haben sich als Ventil eben dafür das freizügige Winteraustreiben (Karneval) gesucht. Als "strafe" dafür haben dann die Christen danach das Fasten gesetzt. In Wahrheit war nur deshalb "Fastenzeit" angesagt, weil die Natur noch nichts neues hergab und viele Vorratsfässer einfach gegen Ende des Winters leer waren. Was glaubt ihr, wie sehr unsere Vrofahren das Ende jeden Winters herbeigesent haben und wie groß die Lebensfreude dan zu Ostara war, wenn der Winter besiegt war und die meisten überlebt hatten??? Das war den Germanen immer ein Anlass zum Feiern.
Und mit den Feuern verbunden war auch immer ein reinigender Aspekt. Feuer reinigt und transformiert. Es löscht die Spuren des Winters aus und macht Platz für neues, fruchtbares, aufregendes und wachsendes. eben Frühling.
Der traditionelle Frühlingshausputz hat übrigens auch da seinen Ursprung.

Bin sehr gespannt, ob das hier auf Interesse stösst. Wer spezielle Fragen hat, kann sich ja auch gerne per PM an mich wenden. Ich mache auch kelien Reinigungsrituale für Wohnungen (das heißt nicht Renovieren :-)), falls jemand das Gefühl hat, da hätten sich über den Winter "unangenehme" Energien angesammelt oder es sei einfach mal Zeit für "frischen Wind".

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(Aus "Odin´s Rabenzauber", Die Edda)

Cailin Offline




Beiträge: 1.050

15.03.2007 12:13
#6 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Wie Ihr Euch wahrscheinlich schon denken konntet, stößt es bei mir auf jeden Fall auf Interesse! Ich danke Euch schon jetzt für Eure Postings und sofern ich etwas dazu beitragen kann, werde ich es tun


Besucht mich mal und lasst mir Grüße da...

Träume zeigen die Welt nicht immer wie sie einem gefällt!



Zoe Offline




Beiträge: 1.037

15.03.2007 12:48
#7 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Sehr interessanter Thread!! Mein Hintergrundwissen ist nicht fundiert wie ophelias, habe eher hier und da mal was gehört / aufgeschnappt. Von daher werde ich mich hier öfter blicken lassen und "schmökern"

Perry Rhodan Offline




Beiträge: 2.917

15.03.2007 13:04
#8 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Es freut mich sehr, daß diese Threadidee auf so reichhaltiges Feedback stößt - vielen Dank allen für ihre Antworten und Beiträge

Hier mal meine bisherigen "Erkenntnisse" zum Begriff Ostern, bzw. dem Osterfest. Sie decken sich teilweise mit denen von Ophelia, teilweise aber auch nicht:

Das Fest der Auferstehung Jesu Christi leitet sich, ja, man höre und staune, von dem jüdischen Pessachfest ab und fällt daher zeitlich in die Nähe zum jüdischen Pessach- oder Passah-Fest. Es enthält daher auch heute noch Elemente des jüdischen Pessach, mit dem die jüdischen Gemeinden die Befreiung der Israeliten (den Auszug aus Ägypten) aus der ägyptischen Gefangenschaft begehen. Das Pessachfest beginnt (theoretisch) am Abend des ersten Frühlingsvollmonds und dauert eine Woche.

Ostern gehört zu den beweglichen Festen, deren Datum jedes Jahr anders ist. Alle beweglichen christlichen Feiertage werden vom Ostersonntag aus berechnet. Der Ostersonntag hängt im Prinzip direkt vom jüdischen Pessah ab und fällt daher auf den Sonntag nach dem 14. Tag des Frühlingsmonats (im jüdischen Kalender der Nisan; der theoretische "christliche" Nisan des Osterfestes stimmt aber wegen der Ungenauigkeit des jüdischen Kalenders nicht immer mit dem echten jüdischen Nisan überein).
Eine einheitliche Festlegung des Osterdatums wurde notwendig, da die Christengemeinden Ostern zu verschiedenen Zeitpunkten feierten. So feierten die Quartodezimanier Ostern immer am 14. Nisan, ungeachtet des Wochentages. Die Protopaschisten feierten das Fest zwar an einem Sonntag, aber immer an dem Sonntag nach dem 14. Nisan. Jedoch war durch die Zerstörung des Jerusalemer Tempels und der Zerstreuung der Juden das System der bezeugten Sichtbarkeit des ersten Mondes zerstört worden, und der jüdische Kalender geriet in Unordnung. So wurde das Osterdatum, vermutlich Erzbischof Athanasius folgend, auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 auf den ersten Sonntag festgelegt, der dem 14. Tag des Frühlingsmonats (luna paschalis XIV), der sogenannten Ostergrenze, folgt. Der genaue Wortlaut des Beschlusses ist jedoch nicht mehr erhalten. Im Jahr 525 wurde der kalendarische Frühlingsanfang von Dionysius Exiguus einheitlich auf den 21. März festgelegt. Dadurch wurde, obwohl der Frühlingsanfang sich damals bereits dem 20. März näherte, sichergestellt, daß Ostern immer nach dem Termin für Pessah gefeiert wurde. Überhaupt war die Bestrebung nicht höchste Genauigkeit, sondern so nah wie möglich an den richtigen Zeitpunkt heranzukommen, ohne jemals zeitlich zu früh (vor Pessah) Ostern zu feiern. Dadurch kommt es immer wieder zu Osterparadoxien, an denen der Ostertermin nicht auf das korrekte astronomische Datum fällt, aber dann wird Ostern immer verspätet gefeiert.
In allen orthodoxen Kirchen wird bei der Berechnung des Osterdatums am julianischen Kalender festgehalten. Nach diesem findet der 21. März (im 20. und 21. Jahrhundert) 13 Tage später statt als im gregorianischen Kalender und entfernt sich immer weiter vom astronomischen Frühlingsbeginn. (Übrigens war das Zusammenlegen des "liturgischen" mit dem "astronomischen" Frühlingsbeginn einer der Hauptgründe für die Einführung des gregorianischen Kalenders). Daher findet das orthodoxe Osterfest manchmal eine Mondphase später statt. Außerdem berechnet die orthodoxe Kirche das Osterdatum nach einer bereits in der Antike festgelegten Rechenvorschrift, eben dem oben beschriebenen Metonischen Zyklus; die Korrektur des Zyklus alle 100 Jahre wird hier nicht vorgenommen. Die Länge des 19-jährigen Mondzyklus wurde damals um ca. 2 Stunden zu lang angenommen, was sich im Laufe von 17 Jahrhunderten zu einigen Tagen addiert hat. Dies ist ein weiterer Effekt, der dazu führen kann, dass das orthodoxe Osterfest eine Woche oder im Extremfall, wenn er sich mit dem obigen Effekt addiert (z. B. 2005), fünf Wochen später stattfindet als das lateinische. Von diesem letzteren Effekt ist übrigens auch der Jüdische Kalender betroffen. Bei der Berechnung des orthodoxen Osterfestes gibt es des Weiteren die Regel, dass es um eine Woche verschoben wird, wenn es mit dem jüdischen Pessachfest zusammenfällt (wie beispielsweise im Jahr 2006) oder sogar davor liegt. Diese letzte Regel ist der Hauptgrund, der von den Ostkirchen für die Ablehnung einer neuen, rein astronomischen Osterformel angeführt wird, denn diese führt relativ oft zu einem Ostertermin vor dem jüdischen Passah.

@Ophelia:, bzw. auf Deiner Theorie aufbauend, habe ich folgendes gefunden:
Eine Theorie, nach der Ostern sich von dem althochdeutschen Ostara (Osten), Eostre oder Eoastrae ableite, dem angelsächsischen Namen der teutonischen Göttin der Morgenröte, des Frühlings und der Fruchtbarkeit, der Braut des jungen Maigrafen (Freyr – Freyja), geht auf Beda Venerabilis (de temporum ratione 15) (8. Jh.) zurück und wurde von Jacob Grimm weitgehend übernommen und bestärkt. Es ist jedoch bis heute umstritten, ob eine Göttin dieses Namens tatsächlich in der germanischen Mythologie vorkam. Etymologisch weisen die litauische Göttin Aušrine, die lettische Auseklis, die römische Aurora, die griechische Eos und die hinduistische Usha auf eine indogermanische Göttin der Morgendämmerung mit ähnlichem Namen hin.

In den meisten Sprachen kommt die Bezeichnung des Osterfests vom jüdischen Pessach: Auf Italienisch heißt Ostern pasqua, auf Spanisch pascua, auf Französisch pâques, auf Griechisch Πάσχα (= Pas'cha), auf Russisch пасха (= paskha), auf Esperanto pasko, auf Schwedisch påskdagen, auf Niederländisch pasen, auf Niederdeutsch Pa(a)schen und auf Isländisch páskar. In den meisten slawischen Sprachen wird Ostern Große Nacht (Nächte) oder Großer Tag oder Auferstehung genannt.
Verwandt mit dem deutschen Ostern ist das englische Easter. Die beiden Wörter dürften den selben Ursprung haben, aber in beiden Sprachen ist die Etymologie nicht geklärt. So gibt es zum Ursprung von Ostern mehrere Theorien:
1.)
Da im Mittelalter die österliche Taufe zur Zeit der Morgenröte erteilt wurde, wurde das entsprechende Wort im germanischen Sprachgebiet verwendet. Honorius Augustodunensis (12. Jh.) leitet Ostern von Osten ab, der Himmelsrichtung des Sonnenaufgangs als Symbol der Auferstehung. Somit leite sich Ostern von dem lateinischen alba, in albis (im Sinn von bei Sonnenaufgang, althochdeutsch zu den ostarun) ab - wohl auf dem Hintergrund von der Bibelstelle Markus 16,2.
2.)
Nach Knobloch steht das Wort Ostern im Zusammenhang mit der christlichen Benennung der Osterwoche als albae paschales (österlich weiße Kleider der Neugetauften). Die Kurzform albae wird als Plural von alba – "Morgenröte" – verstanden und mit dem althochdeutschen Wort eostarum übersetzt.
3.)
Nach dem Namensforscher Jürgen Udolph kennen die nordgermanischen Sprachen eine Wortfamilie, die zu Ostern passt: nämlich ausa – Wasser gießen, und austr – Begießen. Ein heidnischer Wasserritus wurde als vatni ausa – mit Wasser begießen bezeichnet. Das Wort Ostern beziehe sich somit eher auf die Taufe, die das zentrale Ereignis der Osternacht ist.

So, das war's für's erste - ich hoffe, Ihr habt Spaß am Lesen




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ophelia Offline




Beiträge: 252

15.03.2007 15:21
#9 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Meine Güte, da kann selbst ich nur die intelektuellen Waffen strecken.

Also die germanische Mythologie nach Jakob Grimm habe ich hier zu Hause stehen, wer dort nachlesen will, möge das tun. Auch ich habe nicht alles gelesen 8z.B. über das passahfest), das würde ein Leben dauern, alle Quelle selbst noch einmal persönlich nachzurechercheiren. Das lohnt sich manchmal, je nach Quelle und Autor wegen deren/dessen politischer, weltanschualicher Färbung, aber ich habe auch nicht alle Zeit der Welt

Auch bei uns Heiden ist die Frühlingstagundnachtgleiche ein mit dem Osten in Verbindung stehendes Fest und wird bei "Morgenröte" gefeiert, also ganz früh morgens, wenn -Zeit und Wetter es zulassen :-).
Für mich also kein ethymologischer Widerspruch. Ganz egal, ob es nun wirklich eine Göttin Namens Ostara/Eostre gab oder nicht (und Freyr/Freya gab es auf jeden Fall), für mich ein fest von Fruchtbarkeit, Wachstum, Lebensfreude nach dem überlebten Winter usw. Und dazu gehören eben durchaus auch Hasen und Eier. Jedenfalls habe ich keine Probleme damit, dass Gwen Eier bemalen will oder auf Schokoladenhasen hofft, bloß bei uns eben nicht zu Ostern sondern schon zum 21.3. zum Frühlingsäquinoctium.

Teutonische, angelsächsische, keltische und germanische Sprache haben alle ein und dieselben indogermanischen Wurzeln, von daher sind insbesondere durch die Völkerwanderung Vermischungen auch von Gottheiten und Namen sowie Sprachbruchstücken durchaus denkbar.
Dennoch auch bei aller Mühe, die sich Christen, Juden und Orthodoxe gegeben haben, den Zeitpunkt genau zu bestimme, so sind doch all die angewandten Methoden offensichtlich auf dem Mondlauf basierend, also rein heidnische Ursprunges. Das finde ich persönlich erfeulich, den wie schon erwähnt, so haben sich alte Rituale im Stillen unter neuem Namen erhalten.
Es sollte nicht vergessen werden, dass das Christentum für unseren Lebensraum eine Importware aus Fernost ist (eingeschleppt über den Kithraskult, den die römischen Legionäre mitbrachten), die für unsere Vorfahren doch sehr befremdlich anmutete.
Ohne diese Integration alter Dinge,hätte sich das Christentum hier regional wohl nie durchgesetzt (von Zwangshandlungen zur Bekehrung an der Bevölkrung möchte ich heir jetzt mal nicht reden und von VErfolgung der TrägerInnen der alten Religion (Hexen) auch nicht).

Freue mich sehr über weitere Reaktionen zu diesem Thema. Schlummern da etwas doch noch ein paar "Heiden" im Forum, außer mir

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Cailin Offline




Beiträge: 1.050

15.03.2007 23:21
#10 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Hier mal noch einige, wenn auch wenige, Infos aus der keltischen Ecke (Es wurde ja schon eine ganze Menge gesagt):

Alban Eiller (Alwan Ei-ier) Frühlings-Tag- und Nachtgleiche
ca. 21. März
Vogelfest - Rückkehr der Vögel
Symbole: Hasen, Schwalben und Eier

Das Vogelfest des Frühlings. Früh morgens ging das Volk hinaus, um nach Zugvögeln Ausschau zu halten. Wenn sie gesichtet wurden, wurde anschliessend geschmaust und gefeiert. Die heutige Verbindung von Eiern und Küken zu dieser Zeit (Ostern) ist einer der vielen Überreste unserer alten Kultur. Ostern ist die Zeit des Gleichgewichts zwischen Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht. An diesem Tag sind deren Kräfte ausgeglichen.Ostern ist die Rückkehr des Lebens, das Eis und der Schnee ist geschmolzen, die Tiere wachen von Ihrem Winterschlaf auf. Der Wind ist nicht länger kalt und die Pflanzen zeigen bald ihre Knospen. Es ist die Zeit um die Rückkehr der Göttin als Jungfrau des Frühlings zu feiern.

Die Rückkehr des Lebens. - Das erste Sonnenfest nach den Rauhnächten ist das Frühlingsäquinoktium, das bei den Germanen der Göttin des jungen Lichts und Lebens, Ostara, geweiht ist."Ostern" ist ein heidnisches Wort, das die Kirche vereinnahmte, als sie ihr Passah-Fest auf den Frühlingsvollmond verlegte, um das gleichzeitige heidnische Fest zu konkurrenzieren. Der keltische Festname ist Alban Eilir, im englischen Odinic Rite heißt es Summer Finding. Nach der traditionellen Zählung ist es nicht der Beginn, sondern die Mitte des Frühlings. Zu Ostern feiern wir die Wiedergeburt der Natur aus dem Todesschlaf des Winters, das Erwachen der lebensspendenden Kräfte und die neue Kraft, die uns die Natur und die Götter jetzt schenken.

Frisch erblühte Weidenzweige, Eier und Hase sind heidnische Festsymbole. Zum Osterfest geschöpftes Wasser (Osterwasser) hat reinigende, heilende und weihende Wirkung. Die Gottheiten (germanische), die außer Ostara dieses Fest bestimmen, sind Freyr und Freyja, die fruchtspendenden Vanen, und Thor, der Sohn der Erde.

Anmerkungen zum Hasen: Sie stehen für Fruchtbarkeit und Sanftheit. Die nachtaktiven Langohren standen im Ruf, Feenblut in den Adern zu haben, und deshalb war es in manchen Gegenden verboten, sie zu jagen. Auch stehen sie mit dem Mond in Verbindung (am Rand des Vollmondes zu erkennen). Hasen werden aber auch mit der Göttin Cailleach in Verbindung gebracht, welche zur alten Hexe degradiert wurde, obwohl Ihr Name ursprünglich "scheues Glück" bedeutet. Sie tritt in Erscheinung als schönes, junges Mädchen, konnte sich aber auch als verschleierte Alte zeigen. In der Folge der Dämonisierung aller weiblichen keltischen Gottheiten wurde er später zum Begleiter der Hexen. Insofern wirkt es fast seltsam, das der Hase als Ostertier die Christianisierung überlebte...


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ophelia Offline




Beiträge: 252

16.03.2007 10:38
#11 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Vielen Dank liebe Cailin.

Wußte gar nicht, dass du den ODR kenst *freu*. Weßt du eigentlich, dass morgen und Sonntag eine große Heidenkonfernez in Dortmund im "Froschloch" stattfindet (alte Turnhalle). Dort gibt es Workshops zu runen, Galdr, Kerzenmagie usw. - kostet allerdigs ohne Übernachtung und Abendbuffet 26,- für nicht Pagan Federation Mitgliede (PFI). Wenn Interesse bei dir, dann mail an "caesaja@mydarkness.de" , die organisiert das.
Ich selber bin auch dabei als Unterstützung bei unserem Hammerritual zur Eröffnung. Habe Herrn "Gardenstone" als Schlafbesuch übers Wochenende zu Hause und freu mich riesig auf den "fachlichen Austausch".

Also mein Ostara Fest ist von daher gesichert einschließlich großem Ritual und "fete" am Abend.
Aber ich wede auf jeden Fall in der nächsten Woche noch was eigenes kleiens draußen machen, um die wiedererwacte Natur entsprechend zu begrüßen und zu würdigen.



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Perry Rhodan Offline




Beiträge: 2.917

16.03.2007 11:57
#12 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Ostern scheint schon ein sehr ergiebiges Thema zu sein...
Ich werfe mal was neues zum Thema "Osterfeuer" in den Ring:

Allgemeines und historisches:
Osterfeuer werden am Osterwochenende vielerorts aufgrund verschiedener Bräuche entfacht. Als weltliche Volkssitte ist das Osterfeuer seit 1559 bezeugt, geht aber auf vorchristliche Traditionen zurück, die sich an so genannten Brandopferplätzen als Gruben zeigen. Die 1906 erstmalig erkannten Plätze sind ein Phänomen der jüngeren Bronze- und der Eisenzeit. Sie besitzen gemeinsame, ihre Lage betreffende Attribute: exponierte Lage im Gelände, auf Höhenzügen oder Kuppen, Nähe zum Wasser, jedoch nicht zu Wohnplätzen. Die nordischen Brandopferplätze bestehen aus der Ballung muldenförmiger Erdgruben mit Holzkohleanreicherung und gebrannten Steinen an der Peripherie. Auf der Mehrzahl der Plätze sind die Gruben regellos verteilt. Auf den übrigen sind sie zu Reihen geordnet. Die größte Ansammlung liegt in Dänemark, bei Rønnige Søgard auf Fünen, wo über 300 von vermutlich 500 Feuerstellen ausgegraben wurden. Auch die im Jahre 2002 in Reinach in der Schweiz gefundene Brandgruben könnte auf eine derartige Tradition deuten. Der Brauch stammt aus alten Zeiten und diente dazu, den Winter zu vertreiben, zu verbrennen. Man glaubte vermutlich, dass der Schein des Feuers eine reinigende Wirkung hätte und die keimende Saat vor bösen Geistern schütze und so galten sie auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte, wobei die Asche auf die Felder verteilt wurde. Später wurde dieser Brauch von den Christen übernommen.

Christlicher Ansatz:
Vor der römisch-katholischen Feier der Osternacht wird ein kleines Feuer entfacht, das sog. Osterfeuer. Als Brandmaterial wird einerseits Holz verwendet, andererseits aber auch die nicht mehr benötigten Palmzweige von Palmsonntag sowie Reste der Heiligen Öle (Chrisam, Katechumenenöl und Krankenöl) des Vorjahres. Da das Feuer gesegnet wird, können in ihm auch andere gesegnete Gegenstände, derer man sich entledigen will, verbrannt werden. Nachdem sich die Gemeinde um das Osterfeuer versammelt hat, entzündet der Priester am Osterfeuer die Osterkerze, die hiernach als Licht in die dunkle Kirche getragen wird. Die brennende Kerze versinnbildlicht dabei Christus als Licht für die Welt. Wie einst das Volk Israel der Feuersäule durch die Wüste folgte, so folgt das christliche Volk Gottes Jesus Christus auf dem Weg vom Tod zum Leben. Auch hier findet sich, wie ich bereits bei meinem ersten Posting zu diesem Thema kundgetan habe, der historisch relativ enge Bezug zum Judentum und dem Passahfest.

Heidnischer Bezug:
Ich habe leider nur wenig hierzu gefunden. Als sicher gilt, daß das Abbrennen von solchen, im kern rituellen Feuern, etwas mit dem Sonnenglauben oder dem Wunsch nach Reinigung von der dunklen Jahreszeit zu tun hat. Ein Ansatzpunkt hierzu ist das regional noch sehr verbreitete Abbrennen von Osterrädern, Feuerrädern aus Holz und Reisig, welche in ländlichen Gegenden zur Osterzeit nachts von Hügeln heruntergerollt werden.
Es handelt sich dabei oft um mit Stroh ausgestopfte Eichenräder. Je nach Steile und Länge des Abhangs erreichen diese Räder hohe Geschwindigkeiten. Wenn diese brennend am Fuße des Hanges angekommen sind, deutet das dem Volksglauben nach auf eine gute Ernte hin.
Das Osterrad hat dabei eine ähnliche Funktion wie das Osterfeuer. Ihr Ursprung wird wie beim Osterfeuer im heidnisch-germanischen Sonnenkult vermutet, da das Feuerrad als Sinnbild der Sonnenscheibe und das Licht in der Dunkelheit die Erwartungen auf den Einzug des Frühlings symbolisiert.
Die lippische Stadt Lügde im Weserbergland bezeichnet sich selbst als die Osterräderstadt, weil sie eine rund tausendjährige Tradition nachweisen kann. Aber beispielsweise auch in Günsterode und in Weyhe wird der Osterräderbrauch praktiziert. Insgesamt findet man dieses Brauchtum heute nur noch selten und dabei vor allem in Norddeutschland, im Harz und im österreichischen Alpengebiet.

Regionale Besonderheiten:
Osterfeuer werden in Norddeutschland und weiten Teilen Mitteldeutschlands am Samstag vor Ostern entzündet, mancherorts, vor allem in Westfalen/Lippe, auch erst am Abend des Ostersonntags. Im Sauerland werden sie oft sogar erst am Ostermontagabend abgebrannt. Es handelt sich um möglichst hoch aufgetürmte Holzstöße aus Baum- und Strauchschnitt. Mancherorts befindet sich zuoberst des Stapels eine Hexenpuppe. Beim Abbrennen geselligen Runde entbrennt auch heute noch in einigen Gegenden Brandenburgs ein Wettstreit, mit Geldeinsätzen für den öffentlichen Zweck z. B. die Feuerwehrkasse, über den Zeitpunkt des Verbrennens bzw. Umknickens einer im Holzstapel aufgestellten Birke. Da dieser Baum im germanischen Glauben eine besondere Bewandnis hat, liegen hier eventuell Hinweise auf die eigentlich heidnischen Wurzeln dieser Tradition verborgen.
Auch werden in Westfalen häufig nach dem Dreikönigstag die Weihnachtsbäume von verschiedenen Jugendverbänden gesammelt und ebenfalls verbrannt.
Im Harz heißen die Feuer Ostermeiler, sie sind aus Reisig und Fichtengrün aufgeschichtet, obenauf steht eine große Fichte senkrecht.
In Nordfriesland, vor allem auf den Nordfriesischen Inseln kennt man den Brauch des Biikebrennens am 21. Februar.
Im Fuldaer Land gibt es einen ähnlichen Brauch des Hutzelfeuers am Sonntag nach Aschermittwoch.
Hier bei uns in Westfalen kennt man das Osterfeuer bereits seit dem 17.Jahrhundert. Historische Quellen deuten darauf hin, daß z. B. in der Bauernschaft Menninghausen auf dem Anwesen Micke das erste "ostara fiur"(Osterfeuer, althochdeutsch)für "nahgiburo" (Nachbarschaft) und "friuntschaft" (Freunde) bereits gegen 1664 gefeiert wurde. Dieser traditionelle Brauch wird auch heute noch jedes Jahr tief verwurzelt im christlichen Glauben und getragen von der Heimatverbundenheit gemeinsam mit Nachbarn und Freunden gelebt.

So, das wäre es für's Erste zu diesem Thema...







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ophelia Offline




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19.03.2007 12:24
#13 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Absolut umfasend und ergibig.
Ich füge jetzt nur noch hinzu, dass die Feuer an sich eben die älteste menschliche gesellige Tradition sind, sich um das Lagefeuer zu versamemln, rat halten, sich wärmen, sich ernähren usw.
Mit dem Feuer kam ein wesentlciher Schritt zur Veränderung und Evolution für die frühen Menschen.

Bin gespant auf die nächsten Themen. Und mögen zu Ostara die Feuerräder allerort brennen und lodern :-)



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Perry Rhodan Offline




Beiträge: 2.917

19.03.2007 23:00
#14 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten
So, ich habe heute im Büro schon ein bißchen mit dem Meister darüber geplaudert und wollte hier meine neuesten Recherchen zum Besten geben, das Thema diesmal (Ostern schein gewissermaßen "abgefrühstückt") sind die Wochentage!
Ich denke, speziell die hier vertretenen "Heiden" und "Andersgläubigen" werden ihren Spaß daran haben

Die Wochentage sind Lehnübersetzungen der ursprünglich babylonischen Namen. Die sieben Tage der babylonischen Woche wurden nach den mit bloßem Auge sichtbaren Wandelsternen des geozentrischen Weltbilds benannt (Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn), die zum Zeitpunkt der Benennung als Götter selbst angesehen wurden. Diese Namen sowie der Götterglaube wurden durch Vermittlung der Juden von Griechen und Römern übernommen. Als die Germanen diese Namen im 4. Jahrhundert kennen lernten, benannten sie diese nach den Namen der entsprechenden germanischen Götter um. Im Zug der Christianisierung wurde dann später versucht, diese heidnischen Namen wieder zurück zu drängen, was nur beim Mittwoch und dem Samstag gelang.

Der erste Tag galt als Tag der Sonne (dt. Sonntag, engl. Sunday, lat. dies solis); die franz. Bez. Dimanche und die span. Bez. Domingo (= Tag des Herrn) gehen auf christlichen Einfluss zurück.
Der zweite Tag galt als Tag des Mondes (dt. Montag, engl. Monday, lat. dies lunae, franz. Lundi, span. Lunes)
Der dritte Tag galt als Tag des Mars (lat. dies martis, franz. Mardi, span. Martes), dessen Gott dem germanischen Gott Tyr entspricht, woher sich dt. Dienstag und engl. Tuesday ableiten.
Der vierte Tag galt als Tag des Merkur (lat. dies Mercuri, frz. Mercredi, span. Miércoles), dessen Gott dem germanischen Gott Wodan (Odin) gleichgesetzt wurde, woraus sich engl. Wednesday ableitet, die dt. Bezeichnung Mittwoch geht auf christlichen Einfluss zurück.
Der fünfte Tag galt als Tag des Jupiter (lat. dies Iovis, franz. Jeudi, span. Jueves), dessen Gott mit dem germanischen Gott Donar (Thor) gleichgesetzt wurde, woraus sich dt. Donnerstag und engl. Thursday ableiten.
Der sechste Tag galt als Tag der Venus (lat. dies veneris, franz. Vendredi, span. Viernes), deren Göttin mit der germanischen Göttin Freya gleichgesetzt wurde, woraus sich dt. Freitag und engl. Friday ableiten.
Der siebente Tag galt als Tag des Saturn (lat. dies Saturni, engl. Saturday), die Bezeichnungen dt. Samstag, franz. Samedi und span. Sábado gehen auf den jüdischen Sabbat zurück, die norddt. Bezeichnung Sonnabend geht auf christlichen Einfluss zurück.

Die Reihenfolge der Wochentage basiert auf folgender antiken Regel, die über babylonische, alt-indische, jüdische, dann griechisch-römische Wege auch nach Nordeuropa kam:
Jeder Stunde des Tages wurde ein Planetengott als Stunden-Herrscher zugeordnet. Der Herrscher über die jeweils 1. Stunde gibt dem Tag den Namen. Zum besseren Verständnis des Weiteren fertige man sich zuvor eine Skizze an: Die sichtbar wandelnden Himmelskörper (insofern werden hier auch Sonne und Mond als Planeten bezeichnet) werden in der Reihenfolge zunehmender Geschwindigkeit (geozentrisch gesehen) auf einem Kreis im Uhrzeigersinn notiert : Saturn Jupiter Mars Sonne Venus Merkur Mond. (Anordnung in Form der Spitzen eines 7-Sternes)

Als Beispiel fangen wir bei Saturn als Stundenherrscher der ersten Stunde eines Tages an. Der Tagesname ist demnach „Saturn-Tag“ = Saturday (= Samstag). (Die 1. Stunde des Tages wird von Saturn beherrscht.) Die 2. vom nächstschnelleren Planeten = Jupiter. Die 3. vom nächstschnelleren = Mars. Etc. Zählt man nun im Uhrzeigersinn bis zum Herrscher der 25. Stunde, ist man bei der Sonne angelangt.
Wer allerdings (und wann) z. B. zum ersten Male festgelegt hat: „Heute ist Montag“, kann nicht zurück verfolgt werden.

Bis 1976 war der Sonntag in Deutschland der erste Wochentag. Diese Regelung wurde durch DIN 1355 abgelöst, die den Montag zum ersten Wochentag macht. Der Sonntag ist auch heute noch in England, Nordamerika und vielen anderen Teilen der Welt der 1. Wochentag, entsprechend der jüdischen und christlichen Zählung.
Seit 1978 ist auf Beschluss der UNO der Montag international der erste Tag der Woche, der Sonntag wird zusammen mit dem Samstag zum Wochenende gerechnet.

Das wär's für's erste...



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ophelia Offline




Beiträge: 252

21.03.2007 15:36
#15 RE: Heidnische Wurzeln zeitgemäßer Feste, Bräuche und Gewohnheiten Antworten

Wieder mal erstklassig rechercheirt.
Ich füge noch hinzu, dass zu heidnischen Zeiten eben der Tag der Göttin Freya (übrigens eine Leibesgöttin)der Freie Tag ohne Arbeit in der Woche war und der Arbeitsfrie Sonntag erst durch die christliche Geschichte von der Erschaffung der Erde in sieben Tagen mit Ausruhen am Sonntag in Umlauf kam.
Ich feiere oder Denke übroigens tatsächlich bei den entsprechenden WOchentagen an die zugehörigen Götter (in meinem Fall nach germanischem Vorbild). also heute ist für mich ganz persönlich ein Wodans Tag. Morgen dann der Donars Tag. Es ist nicht uninteressant, sich mal auf diese Tagesenergeien einzulassen.
Nachdem was ich bisher gelesen habe, wird im "germanischen" dem Samstag wohl der Gott Frey/Ingvi zugeordnet, obwohl aich mir die VErbindung zu Saturn etwas entzieht. Ich habe auch schon mal eine VErbindun zu Hel/Holle/Hulda/Frigg gelesen, was ich wegen der Eigenschaften des Saturn als "Begrenzer" für logische halte. Aber da sind eben nicht alle Quellen richtig überliefert.

Viel Spass bei ausprobieren der Tagesenergien.
Heilsa

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